„Spurensuche“ in Denzlingen: Nachfahren von Auswanderern vor 200 Jahren
12.11.2024
Einen kleinen Empfang im Denzlinger Rathaus für Gäste aus Amerika gab Bürgermeister Markus Hollemann [kürzlich] mit Vertretern des Heimat- und Geschichtsvereins. Zu Gast waren Martinn Winters und seine Frau Kristin, die von Ute Mehlhorn begleitet wurden, eine kundige Reiseleiterin von The German American Connection (TGAC).Neben dem Besuch im Denzlinger Rathaus machten die Gäste aus den USA auch einen geführten Rundgang durch Denzlingen, die fremde Heimatgemeinde ihrer Vorfahren. Freilich standen auch die Breisgaumetropole Freiburg und weitere ausgesuchte Ziele auf dem Besuchsprogramm. Martinn und Kristin Winters sind als Nachfahren der Sippe Zimmermann auf Spurensuche. Wie zu erfahren war, sollen die damaligen Auswanderer um 1800 in Denzlingen gelebt haben und vermutlich 1817 in die USA ausgewandert sein. Das Besondere in ihrem Fall: Sie gehörten den Wiedertäufern an, aus denen sich später auch die Hutterer und Baptisten entwickelten. Weil die Wiedertäufer nicht der protestantischen und auch nicht der katholischen Konfession angehörten, findet man hierzulande allerdings kaum schriftliche Hinweise, weil es an Kirchenbucheinträgen mangelt. Wiedertäufer siedelten auf dem Stöckenhof und auf der Hochburg. Sie sind vermutlich im 16./17. Jahrhundert aus der Schweiz (Bern) in die Markgrafschaft Baden eingewandert, weil sich diese gegenüber den Wiedertäufern relativ tolerant gezeigt haben soll. Auswanderungswellen im 19. Jahrhundert
Das Institut TGAC bietet übrigens nicht nur speziell geführte Reisen für Besucher mit deutschen Vorfahren. Verbunden damit ist auch ein „Genealogie-Service“, mit dessen Hilfe man Zugang hat auf deutsche Datenbanken, Archive und lokale genealogische Gesellschaften. Interessierte Leser finden übrigens im Heft 34 der Reihe „Denzlingen – Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft“. In welchem der Denzlinger Ortshistoriker Dieter Ohmberger im Jahr 2006 über das Schicksal vieler Denzlinger Auswanderer schrieb, zahlreiche interessante Begebenheiten. Nach Auswertung der örtlichen Kirchen- und Gemeindebücher, ferner in staatlichen Archiven und anderer Quellen hat Dieter Ohmberger viele historische Puzzleteile zusammengesetzt und dabei vor allem die Auswanderungswellen im 19. Jahrhundert dokumentiert.
Dank Internet ist es heute wesentlich einfacher, auch in ausländischen Quellen zu recherchieren. Die Beiträge in dem oben genannten Denzlinger Heft zeichnen ein Bild von der sozialen Situation in Denzlingen im 19. Jahrhundert, aber auch von den Bedingungen in der neuen Heimat der Auswanderer. „Viele Flüchtlinge fanden tatsächlich das gelobte Land, für andere war es die Hölle und nicht wenige starben unterwegs. Besonders spannend sind die persönlichen Berichte über Menschen aus Denzlingen oder 48er-Revolutionäre, deren Spuren sich zu einem Teil in Amerika wieder finden… Am Beispiel Denzlingens werden die Hintergründe der Auswanderungswellen in Deutschland im 19. Jahrhundert anschaulich vor dem sozialen und politischen Hintergrund beleuchtet.
Quelle: Wochenzeitung Von Haus zu Haus vom 31. Oktober 2024.
Autor: Helmut Gall, Wochenzeitung Von Haus zu Haus
Foto: Gemeinde Denzlingen
Bild: Hartmut Nübling und Ann-Kathrin Schlegel (Heimat- und Geschichtsverein Denzlingen (HuG)), Kristin und Martinn Winters, Joachim Müller-Bremberger (HuG) und Bürgermeister Markus Hollemann trafen sich im Denzlinger Rathaus. Foto: Gemeinde Denzlingen